04.12.2024
Tag des Ehrenamtes
Ein großes Dankeschön von Superintendent Chr. Beuchel und ein Interview mit Präses Jens Ritter
Ein großes Dankeschön zum Tag des Ehrenamtes
von Superintendent Christian Beuchel
- 05. Dezember Internationaler Tag des Ehrenamtes -
Mühlhausen. Ohne das Miteinander aller fände bei Kirche schlicht kein Gemeindeleben statt. Unzählige Ehrenamtliche sind vor Ort und landesweit aktiv. Eine für manchen vielleicht überraschende neue Erkenntnis der letzten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung hat aber auch gezeigt, dass Kirchenmitglieder ein insgesamt hohes gesellschaftliches Engagement zeigen. Weit über die Kirchenmauern hinaus gestalten sie gesellschaftliches Miteinander. Und das besonders in Ostdeutschland. Über 90 Prozent der Befragten bringen sich in ihre Gemeinde ein, um Gemeinschaft zu erleben und um für andere da zu sein. Zum Tag des Ehrenamtes möchte sich Superintendent Christian Beuchel bei diesen Aktiven ganz besonders bedanken: „Es ist unmöglich, alle Aufgaben, die durch Menschen im Ehrenamt in der Kirche wahrgenommen werden, aufzuzählen. Wir haben sie nicht gezählt, doch es sind sicher über fünfhundert Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer, die regelmäßig im Kirchenkreis aktiv sind.“ Ihnen allen möchte er seinen Dank aussprechen, ob sie kirchenleitend, im Küsterdienst, musizierend, Kaffee kochend, Rasen mähend oder gerade aktuell bei den Krippenspielproben im Einsatz sind. „Jede und jeder ist an seiner Stelle wertvoll für die Gemeinschaft. Wir denken an Sie und haben Sie im Blick“, sagt Superintendent Christian Beuchel nachdrücklich.
Unzählig sind die Aufgabenbereiche: von den hübschen Blumengestecken auf den Altären bis zu den vielen musikalischen Diensten in Chören mit Stimme, Posaune und Flöte oder auf der Orgelbank. Andere bringen Geburtstagsgrüße aus der Gemeinde, leiten Gottesdienste ehrenamtlich oder erzählen in der Kinderkirche von Gott. Mit liebevoll organisierten Kirchenkonzerten und -festen wirken Gemeinden weit in die Gesellschaft hinein.
„Ohne ihren Einsatz wären viele Kirchentüren zu, wäre das Miteinander unter dem Evangelium nicht möglich. Die Kirche lebt von den Menschen, die sich aus ihrem Glauben heraus in der Kirchengemeinde engagieren. Gleichzeitig stärken sie die Gesellschaft insgesamt“, betont der Superintendent dankbar.
Vielleicht nicht überall bekannt ist, dass Ehrenamtliche Kirche leiten. „In den Gemeindekirchenräten und in den Synoden (Parlamenten) bestimmen sie, wie das Geld ausgegeben, wann und was gebaut wird, wer in der Kirche arbeitet. Sie übernehmen die Geschäftsführung von Kindergärten, begleiten Baumaßnahmen, kümmern sich um die Friedhofsverwaltung und organisieren Feste und Veranstaltungen“, erläutert Regina Englert vom Kirchenkreis. Dadurch werde nicht nur die christliche Gemeinschaft von Menschen getragen, die sich engagieren, sondern die Gesellschaft insgesamt. „Ehrenamtliche bringen viel Zeit und Kraft ein, damit Gottes Zuwendung und Nähe alle stärkt, tröstet, erfreut und ermutigt“, unterstreicht Superintendent Christian Beuchel.
Foto: Superintendent Christian Beuchel und Pfarrerin Juliane Themel im großen Kreis Ehrenamtlicher aus dem Pfarrbereich Horsmar - anlässlich der Einführung von Pfarrerin Themel in ihren Dienst im September dieses Jahres.
Präses der Kreissynode – ein Amt, das Jens Ritter sogar Fans einbringt
Der Präses der Kreissynode hat das höchste Ehrenamt im Kirchenkreis inne – ein guter Grund mal ein bisschen ausführlicher mit Jens Ritter zu sprechen.
Mögen Sie uns ein bisschen was Biografisches verraten?
Gern, ich bin am im Juli 1971 in Heilbad Heiligenstadt geboren, in Lindewerra aufgewachsen und seit 2012 wohnhaft in Niederorschel, bin verheiratet und Vater von drei wundervollen Mädchen. Seit Anfang 2020 bin ich Oberstudiendirektor und Schulleiter am Berufsschulcampus Unstrut-Hainich in Mühlhausen.
Was war Ihr erster Kontakt mit Kirche, welche Schritte sind Sie gegangen, bis Sie zum Präses gewählt wurden?
Mein „Erstkontakt“ war die Taufe 1971. Später fand ich den Christenlehreunterricht bei Frau Müller toll. Als Konfirmand war ich dann wohl eher schwierig. Lange folgten nur punktuelle Aktivitäten: Karfreitag, Ostersonntag, Weihnachten, Mithilfe bei praktischen Einsätzen, Besuche des Kreiskirchentages oder die Begleitung meiner Oma auf Burg Bodenstein. In den letzten Semestern meines Studiums fand ich zur Kirchengemeinde Jena-Lobeda. Diese Gemeinde hat mich wirklich nachhaltig begeistert. Der Gemeindekirchenrat des Kirchspiels Wahlhausen war später der erste Schritt in ein verantwortungsvolles Mitwirken. Bis 2013 hatte ich dort den Vorsitz inne. Nach dem tragischen Tod von Präses Wolf von Marschall fragte mich dann Superintendent Piontek an. 2014 wurde ich als Präses der Kreissynode des Kirchenkreises Mühlhausen gewählt und bin es jetzt in der zweiten Legislatur.
Was war am Anfang schwierig? (Und ist es vielleicht immer noch.)
Der Weg der Erkenntnis. Zu erkennen, dass es sich um ein öffentliches Amt handelt, in dem man ganz anders wahrgenommen wird und für das man große Verantwortung übernommen hat. Zu den Synoden kommen Landräte, Oberbürgermeister, Regionalbischöfe, Superintendenten, andere Präsides, auch katholische Brüder und Pressevertreter. Die Beschlüsse, die auf den Tagungen gefasst werden, bestimmen die Arbeit im gesamten Kirchenkreis. Da will und muss ich immer gut vorbereitet sein. Die Vielschichtigkeit und Komplexität der kirchlichen Strukturen selbst auf kreiskirchlicher Ebene sind irre, genauso die Größe unseres Kirchenkreises. Zu erkennen, wie groß, vielfältig und zum Teil wie ambivalent die Erwartungshaltungen an den Kirchenkreis und die Synode und damit auch an mich sind. Zu erkennen, dass man nicht allem gerecht werden kann. Zu erkennen, wie viele biblische Geschichten es gibt, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Die Erkenntnis, dass der Präses eben doch nicht nur zwei Synoden im Jahr hat, sondern dass er ganzjährig den Kirchenkreis repräsentiert, dass er Mitglied der Kirchenkreisleitung, des Kreiskirchenrates, des Stellenplanausschusses und Vorsitzender des Nominierungsausschusses ist, zudem noch Landessynodaler der EKM und sich somit der Terminkalender doch recht zügig füllt.
Wer unterstützt Sie bei dieser Aufgabe?
Fast 10 Jahre war mir Andreas Piontek als Superintendent Vorbild, väterlicher Freund und ganz wichtiger Ratgeber und ist es noch bis heute. Unser Leiter des Kreiskirchenamtes Micha Hofmann ist mir ein ganz enger Freund, verständnisvoller Zuhörer und guter Berater. Es ist schön, Annemarie Sommer und Matthias Cyrus, die beiden stellvertretenden Superintendenten, Julia Stein und Katrin Bauer in der Runde der Kirchenkreisleitung an meiner Seite zu wissen. Von unserem neuen Superintendenten, Christian Beuchel, lerne ich aktuell sehr gern und sehr viel.
Außerdem kann ich mich auf meine beiden Stellvertreter, Christine Braun und Olaf Beykirch, absolut verlassen. Das hilft mir sehr.
Ohne Frau Wellendorf und Frau Zengerling vom Supturbüro gäbe es unter mir wohl keine Synoden. Die beiden planen, organisieren, bereiten vor, erinnern und mahnen. Ich bin ihnen so dankbar!
Und natürlich unterstützt mich meine Frau, indem sie ganz viel Verständnis aufbringt und mir unmittelbar vor den Synoden Zuhause den Rücken freihält.
Was bedeutet es in dieser besonderen Zeit der Fusion Präses zu sein? Sie tragen eine große Verantwortung.
Die Zeiten sind aktuell für alle Kirchen besonders herausfordernd. Die angestrebte Kirchenkreisfusion macht die Situation deshalb nicht schwieriger. Ganz im Gegenteil: ich glaube sie kann eine Antwort auf die vielen offenen Fragen zur Zukunft kirchlichen Lebens in den Gemeinden sein. Meine Aufgabe in dem Prozess sehe ich darin, die vielen Stärken meines Kirchenkreises Mühlhausen einzubringen. Weil wir so viele Stärken haben, fällt mir das eher leicht.
Was ist Ihnen wichtig in Ihrem Amt jenseits der Fusion?
Ich durfte erfahren, wie wunderbar und auf welch vielfältige Weise unser Gott wirkt. Ich glaube fest daran, dass wir uns auf ihn verlassen können. Diese Freude am Glauben, an der Gemeinschaft, das Gute an der christlichen Botschaft zu vermitteln, liegt mir wirklich am Herzen.
Was gibt es für Aufgaben als Präses, die man von außen selten wahrnimmt?
Der große Respekt, den ich vor dem Amt habe, zwingt mich zu einer wirklich sehr umfangreichen Vorbereitung auf die Synodentagungen und die vielen Sitzungen. Das sieht wohl kaum jemand.
Sie sind Landessynodaler, vertreten den Kirchenkreis auch in der Synode der EKM. Warum haben Sie sich dieses Amt zudem noch aufgelastet? Was ist Ihnen daran wichtig?
Weil es im Kirchenkreis Mühlhausen das Amt des Präses nur in Kombination mit der Delegierung in die Landessynode gibt. Es ist mir wirklich eine besondere Ehre nunmehr in der zweiten Legislatur meinen Kirchenkreis Mühlhausen, gemeinsam mit Micha Hofmann, in der Landessynode zu vertreten. Ein großes Privileg ist, dass ich im Haushalts- und Finanzausschuss der EKM mitarbeiten darf.
Wichtig ist mir, insbesondere bei Gesetzgebungsverfahren und bei Finanzfragen die Herausforderungen eines ländlich geprägten Kirchenkreises einzubringen.
Gibt es noch andere Dienste, die wir vielleicht nicht kennen?
Ich bin auch als Rotarier im Rotary-Club Obereichsfeld ehrenamtlich engagiert. Hier liegt der Schwerpunkt in der Unterstützung der Hospizarbeit.
Wieviel Zeit investieren Sie in Ihren kirchlichen Dienst?
Meinen Dienst „im Auftrag des Herrn“ für meine Kirche rechne ich nicht in Stunden ab, vielmehr in Begegnungen. Davon habe ich im kirchlichen Kontext allerdings eine ganze Menge. Zum Glück sind die allermeisten davon ganz wunderbar und bereichernd für mich.
Was sagt Ihre Familie zu Ihrem Engagement?
Ich habe selbstverständlich das Einverständnis meiner Frau eingeholt. Spätestens vor der zweiten Legislatur wusste sie ja, was auf sie zukommt. Sie bringt ein unglaublich großes Verständnis auf. Meine drei Mädchen (11, 9 und 6) sind echte „Fans von Präses Jens“. Sie vermissen ihren Papa zwar, insbesondere wenn ich zu den mehrtägigen Landessynoden weg bin und freuen sich, wenn ich mal in der Zeitung oder im MDR zu sehen bin.
Warum sollten sich Menschen in der Kirche ehrenamtlich engagieren? Was sind die schönen Seiten, jenseits aller Termine?
Kirchlich, weil unsere Gesellschaft gerade jetzt Menschen braucht, die für die christlichen Werte einstehen. Ehrenamtlich, weil die Freude am Mittun in einer christlichen Gemeinschaft nicht mit Geld zu bezahlen ist. Ich ziehe immer noch mehr Kraft aus dem Ehrenamt, als ich hineingebe.
Vielen herzlichen Dank für dieses Interview, lieber Herr Ritter.