06.01.2025
Kleinwelsbach - viele helfende Hände im Einsatz
Eigenleistung bringt die Gemeinde dem Ziel immer näher
Kleinwelsbach. Später Nachmittag, die Stühle stehen noch vor der Tür, drinnen wirbelt schon der Staubsauger, gleichzeitig laufen die Proben für das Krippenspiel – Kleinwelsbach kurz vor Heiligabend. Das klingt zunächst nicht ungewöhnlich, doch die Geschichte bis zu diesem Moment ist beeindruckend und noch nicht zu Ende erzählt. Dieser Abend Mitte Dezember in St. Mauritius ist der Abschluss der Kirchendeckensanierung. Der Ortsteil der Stadt Nottertal-Heilinger Höhen hat knapp 130 Einwohner, davon gehören 49 zur evangelischen Kirche. Kleine Gemeinde, knappe Finanzen. Doch Anpacken wird in Kleinwelsbach großgeschrieben. Vier der gerade im Kirchenschiff Aktiven kennen die neue Decke über dem Kirchenschiff sehr genau. Antje Brunthaler, Leander Eichentopf, Markus Schäfer und Gunnar Pecher haben fachmännisch mit Pinsel, Farbe und Spachtelmasse jeden Zentimeter bearbeitet. Die Holzdecke wurde von der Kleinwelsbacher Firma Holzbau Lehmann erneuert und dann in Eigeninitiative gemalert. Viele Stunden Arbeit lassen sie heute erstrahlen. Bevor es losgehen konnte, musste trotz eines Kirchenkreiszuschusses in Höhe von 8.500 Euro, 5.000 Euro an Lottomitteln und einem Zuschuss der Sparkassenstiftung von 2.500 Euro noch einmal um Spenden geworben werden, um die Eigenmittel aufzustocken. Der Erfolg ist heute sichtbar.
Die Gesamtkosten liegen bei knapp 18.000 Euro und wären ohne die Malerarbeiten als Eigenleistung noch deutlich höher. Zu den Aktiven gehört auch immer wieder die örtliche Kirmesjugend. Nils Heck ist heute einer von ihnen und hilft gerade Stühle auf die Empore zu heben.
Geht es weiter?
„Ich bin sehr beeindruckt, was mit viel Eigeninitiative in diesem Jahr möglich war“, erklärt Jana Grüling, Baureferentin im Kirchenkreis Mühlhausen. Pfarrerin Annemarie Sommer kann dem nur zustimmen: „So eine kleine Gemeinde und sie haben so viel geschafft.“ Denn auch den über der Decke liegenden Wartungsgang zum Turm haben die Kleinwelsbacher instandgesetzt. Die Friedhofsmauer wurde saniert, Baumfällarbeiten durchgeführt, die Winterkirche ertüchtigt und noch viel mehr sei in den letzten Jahren geschehen, weiß Pfarrerin Sommer. Und damit soll nicht Schluss sein. „Der Innenraum der Kirche war wenig ansprechend und soll für eine zeitgemäße Nutzung auch über kirchliche Zwecke hinaus saniert werden“, erklärt die Baureferentin.
Auffällig ist, dass die Kanzel und die beiden Emporen aktuell mit Tapeten in Holzoptik überklebt sind. Und wo man den Altarraum erwartet, zeigt sich eine farbige Fläche mit einer Tür. Den Chorbogen hatte man früher einmal verschlossen, hinter ihm liegt derzeit ein Raum, der als Winterkirche fungiert. Den heute bunten Bogen könne man mit Holz verkleiden und die Tür unauffällig integrieren, so die Überlegungen. Um dem Kirchenraum dieses neue Erscheinungsbild zu geben, gilt es einen künstlerisch ambitionierten Tischler zu finden. „Im nächsten Sanierungsabschnitt geht es um die Innenwände der Kirche“, sagt Ortsteilbürgermeister Frank John. Er wohnt direkt neben dem Gotteshaus und ist einer der Anpacker im Dorf.
Die Kanzel könnte in einem späteren Abschnitt als Zeitzeuge „wie es früher in der Kirche aussah“ aufgearbeitet werden. Mit dem Fußboden wird man sich aus Kostengründen vermutlich arrangieren. Es ist ein Mix aus Holz- und Betonflächen, ein einheitlicher Farbton könnte dies optisch zusammenführen, überlegt die Kirchbaureferentin. Und dann wäre noch die Bestuhlung zu erneuern. Die Orgel könnte langfristig wieder spielbar gemacht werden und der Taufstein saniert. Schaut man sich um, wird schnell klar, dass es in Kleinwelsbach noch viel zu tun gibt. Das weiß auch Pfarrerin Annemarie Sommer, ist aber optimistisch und freut sich von Herzen mit der Gemeinde, dass der Innenraum nun wieder würdig hergerichtet werden soll. Wenn man die vielen helfenden Hände sieht, dann spürt man, dass sich hier auch weiterhin etwas bewegen wird. Das kommende Jahr werden sie nun nutzen, um den nächsten Sanierungsabschnitt für 2026 vorzubereiten. Fördermittelanträge müssen erarbeitet, Spenden für den Eigenanteil gesammelt werden.