25.04.2025
Turmhaube von St. Nikolai in Mühlhausen abgenommen

Ein spannender Tag. Hintergründe & Fakten.

Mühlhausen. Am Dienstag, dem 22. April, war es so weit - die Turmhaube von St. Nikolai konnte abgenommen werden.

Das war kein leichtes Unterfangen und eines, auf das man bereits seit 2016 gewartet hat. Seither war der Turm mit einer Art Korsett versehen.
Maße der Haube: Durchmesser ca. 2,50 m Höhe 13,66 m inkl. Turmzier (ca. 2,76m)
Gewicht: gut 5 Tonnen

Presse, Fernsehen und zahlreiche Vertreter der Stadt und der Kirche sowie interessierte Bürger ließen sich dieses "Schauspiel" nicht entgehen. Der Mühlhäuser Oberbürgermeister, Dr. Johannes Bruns, seine Beigeordnete Ann-Kristin Zabel-Fröhlich und Superintendent Christian Beuchel waren selbst vor Ort, ebenso wie Pfarrer Benjamin Themel, Simone Doll (Geschäftsführerin der Kirchengemeinde) und Susann Wilke, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. 

Der Autokran erreichte aufgrund von Straßensperren die Baustelle mit Verspätung. Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen waren, wurde zunächst die Turmbekrönung abgehoben. Zwei Mitarbeiter in einem Korb schwebten dazu in luftige Höhen. Der zweite Teil, die schwere Turmhaube, brauchte längere Vorbereitung. Sie musste sicher befestigt werden, zu Boden schweben und auf einem Podest neben der Kirche abgesetzt werden. Oben im Turm waren zahlreiche zupackende Hände im Einsatz. In luftige Höhen flog dieses Mal, gut gesichert, aber nur ein Mitarbeiter - Jörg Leupold. Nicht im Korb, aber dafür an Seilen hängend. So kletterte er an der Haube entlang, um die Befestigung anzubringen. Dazu hatte man Schiefern abgehoben durch die ummantelte Ketten dann ins Innere gelassen wurden, um am "Boden" der Turmhaube befestigt zu werden. Eine besondere Geschichte am Rande - dieser Mitarbeiter hat die Turmhaube auch vor 30 Jahren mit aufgesetzt. Ein seltenes Ereignis.

Live wurde von all dem vom MDR berichtet - bei MDR um 2 und  um 4 sowie im Thüringen Journal fanden sich Filmberichte und Interviews.

Die Thüringer Allgemeine war mit Claudia Bachmann vor Ort und berichtete ausführlich von diesem Tag.

Am Ende des Tages waren alle erleichtert, dass die Abnahme so gut gemeistert werden konnte, dank umsichtiger Mitarbeiter, guter Planung und viel Handarbeit.

Nun können die Ballustrade und das Mauerwerk des Turms langsam abgetragen werden. Ein flexibel herunterwachsender Regenschutz wird die Arbeiten begleiten.

Ein paar Fakten zu dieser Maßnahme:

Die Gesamtbaumaßnahme zur Sanierung von St. Nikolai wurde in 2 Bauabschnitte unterteilt. Der Maßnahmenumfang wird im Jahr 2025 aufgrund der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel auf die dringend notwendigen Arbeiten am Turm beschränkt. Maßnahmen im angrenzenden Chor einschließlich der Sanierung der Chorfenster werden in einen späteren 2. Bauabschnitt verschoben.

1. Bauabschnitt – statisch konstruktive Mauerwerkssanierung des Turmes:

Bei der Planung gibt es eine Besonderheit –  die Kooperation zweier Firmen:
- Trabert Ingenieure aus Geisa, Projektleiter Dipl.-Ing. Jürgen Schuchert
- Das Büro Trabert hat das Mühlhäuser Büro „die bauhütte“ unterstützend beauftragt (kurze Wege, Vernetzung vor Ort, …)
Außerdem wurde der Diplom Restaurator Sven Raecke beratend für die steinrestauratorische Begleitung der Baumaßnahme durch das Planungsbüro eingebunden.

Auch bei den ausführenden Firmen gibt es eine Besonderheit – die Kooperation zweier Firmen bei der Sanierung:
- Mauerwerkssanierung und Zimmerarbeiten:
Arbeitsgemeinschaft bestehend aus der Denkmalpflege Mühlhausen Huschenbeth GmbH & Co.KG + Denkmalplan Gesellschaft für Bauwerksanierung mbH, Körner

Baukosten – Turmsansierung – 1. Bauabschnitt:
Allein die Baukosten lagen nach der Submission bei etwas über 1 Million Euro.

Im Ergebnis musste der Leistungsumfang zur Auftragserteilung angepasst werden, es wurden Bauabschnitte gebildet.

BA 1 (Turm) ca. 915.000 € (Bau- + Baunebenkosten) – Ausführung 2025

BA 2 (Chorbereich) ca. 335.000 € (Bau + Baunebenkosten) – zunächst zurückgestellt

Aktuell:

Nach Abnahme der Sicherungskonstruktion konnte das Schadbild genauer inspiziert und muss als kritisch bewertet werden. Ohne die Sicherung mit Umschnürung des Turms wären sicher Teile der südöstlichen Ecke auf den Dachstuhl des Kirchenschiffes abgängig gewesen.

Durch die undichten Bleiblechabdeckungen am Balustradenumgang konnte weiterhin Niederschlagswasser eindringen und eine Reaktion des Gipsmörtels mit dem sulfathaltigen Verpressmörtel begünstigen.

Die Steine der Ecklisenen sind nach außen und auch seitlich verschoben, große Steine sind nach außen verschoben, das Mauerwerksgefüge ist stark gestört. Gewände und Maßwerksteine der Fenster sind gebrochen und ebenfalls stark verschoben.

Die Eckpfleiler der Maßwerk-Balustradenbrüstung stehen nicht ausreichend sicher auf, dies betrifft auch Bereiche die nach der ursprünglichen Planung nicht zurückgebaut werden sollten.

Am 17.4.25 saßen der Restaurator Sven Raecke und der Planer Jürgen Schuchert zusammen, um eine Prognose der Mehrkosten aufgrund des vorgefundenen Schadbildes zu geben.

Es erfolgten parallel photogrammetrische Aufnahmen, die noch im Detail auszuwerten sind.

Zwei Fördermittelanträge sind noch in der Bearbeitung, somit sind die Kosten für die Turmsanierung aktuell noch nicht gänzlich gedeckt – die Situation bleibt angespannt.

An der Kirche steht ein Arbeitskran, der vor Ort bleibt. Der Autokran ist am 22. April wieder abgefahren.


Mehr Fotos

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