Verehrte Synodale, hohes Präsidium, Schwestern und Brüder in Christo,
es ist mein erster Bericht vor der Kreissynode für einen Zeitraum, den ich als Superintendent allein verantworte. Die „100 Tage“ sind vorbei und ich habe viel erlebt, vieles kennengelernt und doch ist der Prozess der Einarbeitung noch nicht zu Ende und wird vermutlich nie zu Ende sein.
1. „Wie lieblich sind mir deine Wohnungen Herr Zebaoth…“ und „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet“. So in der Apostelgeschichte - Kennenlernbesuche in den Gemeinden
Wie ich es angekündigt habe, besuchte ich bis auf eine (diesen Besuch verhinderte der Bahnstreik – er ist aber bereits terminiert) alle Pfarrbereiche des Kirchenkreises.
Die Organisation der Begegnung habe ich den Pfarrerinnen und Pfarrern vor Ort überlassen. So kamen ganz unterschiedliche Treffen zustande. Einmal Gespräche nur mit Pfarrerinnen und Pfarrern, ein andermal kamen Mitglieder der Gemeindekirchenräte und die anderen Mitarbeitenden in der Gemeinde dazu oder wir saßen mit einer Gruppe aus der Gemeinde beim Frühstück zusammen. Wir sind zu den Orten und Kirchen gefahren und ich sah viele wunderbare Kirchengebäude und Gemeindehäuser mit Schätzen, die mich beeindruckt und bewegt haben.
Der Sanierungsstand bei der überwiegenden Anzahl der Gebäude ist gut bis sehr gut und überall habe ich engagierte Menschen getroffen, die für ihre Kirche „brennen“. Sicher gibt es immer wieder Notwendigkeiten die alten Bauten zu erhalten, aber ich sehe, dass wir auf einem guten Weg sind. In vielen Gemeinden habe ich von lebendigem Gemeindeleben gehört, mit ökumenischen Kontakten, die im Eichsfeld nicht immer einfach sind.
Manche Gemeinden sind klein geworden, aber mit vielen Ideen, wie Menschen für das Evangelium zu begeistern sind. Auch, wenn sich manchmal nur wenige Menschen zum Gottesdienst treffen, sind sie wichtig, weil sie Gottes Zuwendung für ihren Heimatort sichtbar machen und die Verbindung im Gebet für die Menschen im Ort zeigen.In der 6. KMU wird deutlich, dass der Gottesdienst einerseits ein „Nischenangebot“ ist, sich anderseits viele Gemeindeglieder andere Formen wünschen. Ich möchte die Gemeinden ermutigen, intensiver anzudenken, ob der sonntägliche 10.00 Uhr-Gottesdienst nach üblicher Agende/ Ablauf noch angemessen ist oder man anderes probieren kann. Hören Sie sich um, es gibt vielfältige gute Modelle. Das „Rad“ muss nicht neu erfunden werden.Vielen Dank für alle Gastfreundschaft, die erleben durfte.
2. Kennenlernen der gesellschaftlichen Strukturen
Mit den Landräten, auch Herrn Landrat Krebs aus dem Wartburgkreis habe ich besucht, habe ich die gesellschaftliche und politische Situation sowie die Erwartungen an Kirche besprochen.
Es gibt die Hoffnung, dass wir für den gesellschaftlichen Zusammenhalt arbeiten und uns gleichzeitig für den Erhalt demokratischer Strukturen einsetzen.
Unsere staatlichen Strukturen sind komplex, Entscheidungen und Umsetzungsprozesse dauern oft zu lange. Eine Bürokratie, die es allen recht machen will und alle Gefahren bedenkt, hat unser Land und damit oft auch unsere Kirche in eine Lähmung geführt.
Aber ich kenne keine andere Staatsform, die für unser Zusammenleben und für uns als Kirche besser wäre, als die parlamentarische Demokratie.
Ebenso nahm ich an einer Sitzung der Regionale Arbeitsgemeinschaft (RAG) im Eichsfeld teil und habe die Reglungen der Fördermittelbeantragung und die Rahmenbedingungen der Vergabe kennengelernt. Da können wir, denke ich, manchmal offensiver agieren.
3. Jesus sagt laut dem Matthäusevangelium: „Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen. Und weil die Missachtung des Gesetzes überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.“Es ist ein immer wieder von gegensätzlichen Auffassungen geprägter Diskurs, wie weit sich Kirche als Gemeinde oder Kirchenkreis politisch engagieren soll. Ich befürchte und erlebe, dass die demokratischen Strukturen derzeit so in Frage gestellt sind, dass wir uns für den Erhalt einsetzen sollten. Deshalb unterstütze ich die Beschlüsse der Landesynode zu den Wahlen und die klaren Aussagen zu Parteien, deren Programme unserem christlichen Glauben widersprechen. Wir sind Teil des Bündnisses „weltoffener Unstrut Hainich Kreis“, haben das Banner „Herz statt Hetze“ am Gebäude der Superintendentur angebracht und aus diesem Grund liegt Ihnen auch der Antrag vor, dass der Kirchenkreis Mitglied im Bündnis „weltoffenes Thüringen“ wird. Bei den jetzt in Thüringen anstehende Wahlen werde ich mich als Superintendent nicht zu einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten positionieren und auch nicht an Wahlveranstaltungen teilnehmen, obwohl ich einige Einladungen bekommen habe. Inhaltlich werde ich jedoch meine Stimme erheben, wenn menschverachtende, rassistische oder frauenfeindliche, bzw. homophobe Äußerungen gemacht werden.
4. „Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, dass ihr alle mit einer Stimme redet; und lasst keine Spaltungen unter euch sein, sondern haltet aneinander fest in einem Sinn und in einer Meinung.“, schreibt der Apostel Paulus.
Unter dieser Überschrift könnte man den Prozess zum Kirchenkreis Nordthüringen benennen.
Die AG Verwaltung hat sich regelmäßig getroffen und Ziele für die Arbeit eines gemeinsamen Amtes beraten und beschrieben. Die gute Dienstleitung, die das KKA für die Gemeinden anbietet, soll auch in der größeren Struktur erhalten bleiben, so lautet eine der wichtigsten Forderungen. Auch mit der Mitarbeitervertretung haben wir in diesem Zusammenhang gesprochen.
Die AG Stellenplanung hat sich im Januar konstituiert. Zu den Themen, die die AG bedenken will, gehört die Frage nach den Strukturen von Regionen und nach welchen Kriterien sie festzulegen sind. Die nächsten Treffen sind terminlich vereinbart.
Die AG der Präsidien wird sich treffen, um den Weg zur Struktur der Synoden mit dem LKR zu beraten.
Die gemeindepädagogischen Mitarbeitenden haben sich zu einem gemeinsamen Konvent getroffen und kennengelernt. Die Pfarrerinnen, Pfarrer und die Mitarbeitenden in der Kirchenmusik werden sich am 12. Juni zu einem Kennenlerntag treffen.
Eine besondere Aufgabe kommt dem Lenkungsausschuss zu. Er muss dafür sorgen, dass die Prozesse zu einem guten Abschluss kommen und wir vertrauensvoll zusammenarbeiten.
Zu einer gemeinsamen Sondersynode laden wir am 30. August 24 ein. Auf den Herbstsynoden sollen gleichlautende Beschlüsse zum Zusammengehen gefasst werden.
5. Den nächsten Abschnitt könnte ich unter das Jesuswort: „Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige…“, stellen, aber es stimmt nur teilweise.
Personalia
Seit dem Wechsel von Pfarrerin Pietsch nach Erfurt ist die Pfarrstelle Bad Tennstedt vakant, ebenso wie die Pfarrstellen Treffurt und Großtöpfer. Obwohl alle freien Stellen mehrfach ausgeschrieben wurden, gab es keine Bewerbung oder Interessensbekundung. Wir werden alle Stellen als Entsendungsstellen anmelden.
Durch das Beschäftigungsverbot von Pfarrerin Fellmann in Großvargula und später ihre Elternzeit, ist die Situation im Pfarrdienst in der Region sehr angespannt. Ich danke allen, die mithelfen die Dienste abzudecken.
In der Pfarrstelle Treffurt haben wir die Vakanzregelung neu geordnet. Frau Pfarrerin Münchow und Frau Pfarrerin Frank sind nun zuständig.
Ich habe gesagt, dass der Satz mit den fehlenden Arbeitern im Weinberg nur teilweise stimmt, denn ich erlebe eine große Gruppe engagierter Menschen im Ehrenamt, die sich einsetzen, mitarbeiten und viele Aufgaben übernehmen, besonders in den Gemeindekirchenräten. Dafür will ich herzlich danken.
6. Jesus sagt in der Bergpredigt: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? …. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Ein solches Licht in der Welt ist die soziale Arbeit des Kirchenkreises. In der Boje, im Café International, bei Projekten in der Jugendkirche und vor allem in der Schulsozialarbeit. Der Kirchenkreis ist Träger der Schulsozialarbeit im Schulbezirk 1 des Unstrut Hainich Landkreises. Wir sind froh, dass die Verträge ohne Ausschreibung mit den freien Trägern vorgesetzt werden konnten. Sicher wurden die Mittel gekürzt, aber wir können mit den 12 Mitarbeitenden in den Schulen in Mühlhausen eine gute Arbeit leisten.
Ein ähnliches Projekt, das eine große Ausstrahlung hat, ist der Gesprächsladen, der vor wenigen Tagen seit einjähriges Bestehen feierte. Frau Skriewe hat die Arbeit im KKR vorgestellt. Über 300 Kontakte, Gespräche mit Menschen, die kommen und reden wollen, hat es an diesem Ort gegeben.
Nicht vergessen will ich den Erprobungsraum in Bad Langensalza und viele andere Projekte, mit denen wir in die Öffentlichkeit hineinwirken, und die Kindergärten und Evangelischen Schulen.
7. "Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt,…“ so spricht der Prophet Jesaja über die Freude an seinem Auftrag.
Der Kreiskirchenrat hat mir einen Predigtauftrag für die Gemeinden des Kirchenkreises erteilt.
Ich bin gern unterwegs, um mit den Menschen in den Gemeinden Gottesdienst zu feiern. Natürlich oft in Orten, wo die Pfarrstelle vakant ist, so war ich u.a. in Kutzleben, Ballhausen, Bad Tennstedt, Treffurt, Schnellmannshausen, Dingelstedt, Bad Langensalza. Ich lasse mich gern einladen, aber der Kalender füllt sich…
8. „Das volck wird frey werden und Got will allayn der herr darüber sein.“ so Thomas Müntzer in der Fürstenpredigt.
Kirchliche Veranstaltungsplanungen zum Bauernkriegsjubiläum 2025
Wir haben bisher vor allem mit der Stadtkirchengemeinde Mühlhausen ein vielfältiges Programm zusammengestellt.
Ein Höhepunkt wird sicher die Uraufführung des Müntzer-Oratoriums sein, das wir in Auftrag gegeben haben. Es sollen viele Chöre aus unserem Kirchenkreis mitsingen können, so lautet der Kompositionsauftrag.
Daneben werden wir eine Predigtreihe mit bekannten Predigerinnen und Predigern in der Divi Blasii Kirche organisieren,
eine Ausstellung mit Grafiken und Drucken zum Thema Apokalypse, eine Vortragsreihe mit Prof. Kaufmann und eine Tagung der Ev. Akademie Thüringen sind angedacht.
Die ev. Schulen und Kindergärten werden sich beteiligen und zwei Fernsehgottesdienste (ZDF und ARD) sind geplant.
Wir wollen keine historische Darstellung der Geschehnisse im Frühjahr 1525 aufzeigen, sondern immer den Bogen in die Gegenwart schlagen und um zu erkennen, was der Glaube unserer Vorfahren für unsere Gottesbeziehung bedeutet.
Bis Ende September 2024 sollen die Planungen abgeschlossen sein und wir würden uns freuen, wenn auch andere Gemeinden im Kirchenkreis sich mit Veranstaltungen an diesem Jubiläum beteiligen. Denn die Geschehnisse des „Bauernkrieges“ betrafen die ganze Region.
9. "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.", so im Korintherbrief und ich betone das allen. Die Gemeinschaft der Christinnen und Christen in einer sich mehr und mehr säkularisierenden Gesellschaft halte ich für unbedingt notwendig. Deshalb will ich die ökumenischen Kontakte pflegen. Ich konnte ein Grußwort beim Neujahrsempfang der kath. Propstei Eichsfeld in Heiligenstadt halten, mit Bischof Neymeyr sprach ich und stehe im Austausch mit Propst Marcellus Klaus.
Zu diesem Miteinander gehört die Pflege der Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Werra Meißner.
Mit Präses Ritter besuchte ich die dortige Kreissynode in Hessisch Lichtenau, die Leitungsteams treffen sich regelmäßig und ein gemeinsamer Konvent der Mitarbeitenden ist im Herbst geplant.
Ein wichtiger Schwerpunkt des Austausches sind die Erfahrungen aus den Strukturveränderungen, die nicht nur „im Osten“ zu bewältigen sind.
Ebenso habe ich an der Kreissynode des Kirchenkreises Südharz und an der Einführung von Sup. Andreas Schwarze in seine zweite Amtszeit teilgenommen.
Präses Ritter hat uns bei der Synode im Kirchenkreis Bad Frankenhausen vertreten.
10. Ich will noch berichten, dass sich der Kreiskirchenrat zu einer dreitägigen Klausurtagung in Gernrode getroffen hat. Die gemeinsame Zeit diente der geistlichen Stärkung und der Festigung des Miteinanders. Ich finde es wichtig, dass wir uns als Leitungsgruppe auch gemeinsam immer wieder erinnern, was der Grund unserer Arbeit ist: das Evangelium von der Zuwendung Gottes.
Herzlich Danke ich allen, die mich bei meinem Dienst unterstützen, den Mitgliedern des Kreiskirchenrates, der Kirchenkreisleitungsrunde, meiner Stellvertretung Annemarie Sommer und Matthias Cyrus, den Referenten und Amtsleiter Micha Hoffmann sowie den Mitarbeiterinnen in meinem Büro Frau Wellendorf und Frau Zengerling.
11. Schluss: Bald feiern wir Johannestag. Der Vater Johannes des Täufers singt nach der Geburt seines Sohnes mit Freude und ich zitiere:
„Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,
auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“
Vieles was wir im politischen Raum erleben erscheint uns wie ein Sitzen in „Finsternis und Schatten“ – Kriege, Vertreibungen, Ausgrenzungen, Hass und Wut…, oft sind wir ratlos und dann sollten wir auf das Licht aus der Höhe, auf Jesus Christus schauen, dann kommen wir auf den Weg des Friedens.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.